Auch wenn man es unserer im modernen Ausstattungsdesign eingerichteten Apotheke im Sandweg 1 nicht ansieht, so blickt sie doch auf über ein halbes Jahrtausend wechselhafter Geschichte zurück. 1423, also im späten Mittelalter, hat die 10 000 Einwohner zählende Freie Stadt Frankfurt am Main der „Schwanen-Apotheke“ das erste Apotheker-Privileg verliehen.
Dieses Privileg war stets an ein Haus gebunden. „Unser“ Haus stand an der Ecke Römerberg/Neue Kräme, hieß „Zum weißen Schwan“ – und gab der Apotheke ihrem Namen: bewohnten doch die wilden weißen Schwäne die wasserreiche Maingegend und zogen in dichten Scharen auf dem nahen Fluß vorbei. Im Jahre 1878 erfuhr die „Schwanen-Apotheke“ eine einschneidende Veränderung: Man verlegte sie in die Friedberger Anlage 9. In ihrer Geschichte wechselte sie mehrfach den Besitzer. 1919 kaufte sie der Apotheker Heinrich Quittmann. Mit ihm erlebte die nunmehr „betagte“ Apotheke einen erneuten Aufschwung. Man gliederte ihr die in selbständigen Räumen untergebrachte „Homöopathische Central-Apotheke“ an. Damit gesellte sich zur Allopathie die Naturheilkunde. Über die Jahrhunderte wurden in der „Schwanen-Apotheke“ mit dem Mörser Unmengen von Pülverchen gestampft, Tabletten gedreht und Rezepturen gemixt, dazu abertausende Kunden beraten, manchmal auch getröstet und kompetent bedient.
Kriege und Zusammenbrüche rasten über sie hinweg – und das sogar unmittelbar. 1943 versank sie bei einem Luftangriff in Schutt und Asche. Im folgenden Jahr wurde sie gegenüber der heutigen Apotheke wieder aufgebaut. „Böse Bubenhände“ – so der Chronologe – haben das Wahrzeichen der Apotheke, den holzgeschnitzten Schwan, mitgehen lassen. Im „Städel“ und im „Historischen Museum“ schaut dieser jedoch von zwei Bildwerken im ursprünglichen Zustand auf den Betrachter nieder.
1953 spricht sich Handelskammerpräsident Dietz in einem Glückwunsch an den neuen Apothekenbesitzer Wilhelm Faust anerkennend aus: „… Seit 1423… hat die „Schwanen-Apotheke“ einen festen Platz in unserer Stadt und gilt für viele… als ein hervorragendes Beispiel guten Frankfurter Kaufmanntums… „. Und dieser Anerkennung ist mir, der heutigen Inhaberin der „Schwanen-Apotheke“, nicht nur ein ererbtes Vermächtnis.